Begleitete Elternschaft ist ein Unterstützungsangebot für Eltern mit Lernschwierigkeiten beziehungsweise mit sogenannter geistiger Behinderung und ihre Kinder. Ziel der Unterstützung ist, ein Zusammenleben von Eltern und Kindern und ein gutes Aufwachsen der Kinder zu ermöglichen und dabei die Erziehungskompetenzen der Eltern zu stärken. Unterstützung im Rahmen Begleiteter Elternschaft ist vielfältig und wird in ganz unterschiedlichen Konzepten umgesetzt. Hierbei geht es nicht um die Schaffung neuer spezialisierter Angebote, sondern insbesondere um die Öffnung und inklusive Ausgestaltung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe und von Angeboten aus dem Feld der Unterstützung von Menschen mit Behinderung. Kooperationen beider Bereiche sind eine notwendige Voraussetzung.
Dass wir dann einfach auch wissen, dass wir noch jemanden hinter uns haben, wenn wir Probleme haben. Das nimmt einem dann auch wirklich schon einen Stein von der Seele. (Zitat einer Mutter)
Unterstützung an der Schnittstelle von Kinder- und Jugendhilfe und Hilfen für Menschen mit Behinderungen
Begleitete Elternschaft ist keine Komplexleistung, sondern vielmehr ein Arbeitsbegriff, der von Fachkräften, die mit Eltern mit Lernschwierigkeiten und ihren Kindern arbeiten, geprägt wurde. In der Begleiteten Elternschaft werden Angebote und Leistungen aus dem Feld der Unterstützung für Menschen mit Behinderungen und der Kinder- und Jugendhilfe kombiniert. Damit sind Paradigmen und Arbeitsweisen beider Leistungsbereiche Grundlage der Unterstützung. Die Eltern mit Lernschwierigkeiten werden unter dem Paradigma der Selbstbestimmung als Expert*innen in eigener Sache betrachtet und auf der Grundlage von Empowerment individuell unterstützt. Gleichzeitig wird durch die Arbeit mit Eltern und Kindern sichergestellt, dass die elterlichen Kompetenzen gestärkt werden und die Bedürfnisse der Kinder Berücksichtigung finden, die Kinder ausreichende Förderung erhalten und sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwickeln können.
Unterstützungsbereiche Begleiteter Elternschaft
Im weiteren Sinne gehören auch Sexualität, Partnerschaft, Verhütung und Kinderwunsch einerseits, sowie Begleitung von Eltern, die von ihren Kindern getrennt leben, andererseits thematisch mit in den Bereich der Begleiteten Elternschaft. Dies sind jedoch ganz eigene Schwerpunkte. Das Rahmenkonzept bezieht sich daher auf die Unterstützung von Familien auch bereits während der Schwangerschaft. Unterstützung durch Begleitete Elternschaft in der Schwangerschaft ist sinnvoll und notwendig, um den zu erwartenden Unterstützungsbedarf nach der Geburt zu reflektieren, Leistungen zu beantragen und ein Unterstützungsangebot beziehungsweise ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen oder zu suchen. Nach der Geburt und bei Bedarf bis zum Erwachsen werden, steht Eltern mit Lernschwierigkeiten aufsuchende Unterstützung in eigener Wohnung oder intensivere Begleitung im Rahmen einer besonderen Wohnform zum Beispiel in einer Mutter-/Vater-Kind-Einrichtung zu.
Um das Zusammenleben von Eltern und Kindern zu ermöglichen, ist oberstes Ziel der Unterstützung, Überforderung der Eltern zu vermeiden und gleichzeitig ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten zu erweitern, indem durch Ermutigung und Bestätigung Selbstwirksamkeitsüberzeugung und Selbstbewusstsein gefördert werden. Die Unterstützung reicht von Dialog und Beratung, über handelnde Unterstützung, bis hin zu Übernahme von Aufgaben und kompensatorischer Unterstützung.
Nicht immer gelingt es, trotz Unterstützung und Begleitung, das Kindeswohl zu sichern. Aufgabe Begleiteter Elternschaft ist es deshalb auch, eine Trennung von Eltern und Kind prozesshaft zu begleiten und gemeinsam mit der Familie und anderen Beteiligten eine Lebensperspektive für die Familie zu erarbeiten, bei der Eltern und Kind nicht zusammen wohnen und Eltern nicht die volle elterliche Verantwortung tragen, die familiäre Bindung aber trotzdem erhalten bleibt.
Anforderungen an Unterstützungspersonen
Aufgrund der Vielfalt der Aufgaben und der Komplexität der Unterstützung einer Familie mit Eltern mit Lernschwierigkeiten braucht es deshalb Unterstützungspersonen, die einen pädagogischen Optimismus mitbringen, den Eltern zutrauen gute Eltern sein zu können, das Vertrauen in kindliche Entwicklungspotentiale haben auch unter erschwerten Bedingungen zu einer selbstbewussten Persönlichkeit reifen zu können und sich selbst ständig reflektieren, um qualifizierte erfolgreiche Unterstützungsarbeit leisten zu können.