Lupe liegt auf Puzzleteilen

Forschung

Die professionelle Unterstützung von Eltern mit Lernschwierigkeiten und ihren Kindern ist bisher kaum im Fokus der Forschung. Das Modellprojekt wurde daher umfassend wissenschaftlich begleitet. In den unterschiedlichen Erhebungen ging es vor allem darum, die Perspektiven der Familien selber, die der professionellen Akteur*innen aber auch Prozesse und Angebote näher zu beleuchten, um daraus Hinweise für die Weiterentwicklung des Handlungsfeldes zu gewinnen.
Die Erkenntnisse sind dabei unmittelbar in die Entwicklung des Rahmenkonzeptes eingeflossen.
Auf dieser Seite erhalten Sie einen vertieften Einblick in die Ergebnisse der Begleitforschung.
Einen Überblick über wesentliche Ergebnisse können Sie sich im ZPE Jahresbericht 2018 bis 2019 der Universität Siegen verschaffen.

Perspektiven der Eltern

Wenn es um die Weiterentwicklung Begleiteter Elternschaft geht, ist eine Perspektive ganz zentral – die der Eltern.

  • Wie nehmen sie professionelle Unterstützung wahr?
  • Wo sehen sie Probleme?
  • Welche Wünsche und Bedürfnisse beschreiben sie?

Im Rahmen des Modellprojektes wurden zehn Eltern(paare) in NRW leitfadengestützt befragt und die daraus entstandenen Daten inhaltsanalytisch ausgewertet. Ihre differenzierten Sichtweisen geben wichtige Hinweise auf die Anforderungen an Unterstützungskonzepte.

PDF „Ergebnisse der Eltern-Interviews“

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Zusätzlich zu den Interviews erhielten insgesamt 20 Mütter und Väter im Rahmen eines Workshops für Expert*innen in eigener Sache die Gelegenheit, sich – unabhängig von der eigenen Lebensgeschichte – zu Fragen Begleiteter Elternschaft und darüber hinaus zu positionieren. Im Rahmen des Workshops tauschten die Teilnehmenden sehr offen ihre teilweise stark belastenden Erfahrungen als Eltern in der Gesellschaft und im Umgang mit Hilfen aus. So äußerten die Teilnehmenden differenzierte und informierte Perspektiven und benannten begründete Kritik, insbesondere am professionellen Unterstützungssystem, aber auch an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Elternschaft mit und ohne Behinderung. Ihre dort formulierten Anliegen wurden neben einem Artikel im Sammelband „Begleitete Elternschaft in den Spannungsfeldern pädagogischer Unterstützung“ in einem Positionspapier aufgegriffen und verbreitet.

Perspektiven der Kinder

Begleitete Elternschaft adressiert immer die ganze Familie. Aus den Studien, die sich dem Thema annehmen, weiß man um die Relevanz angemessener Unterstützungskonzepte insbesondere auch für die Entwicklung der Kinder. Doch gerade ihre Perspektive ist stark unterbeleuchtet.

  • Wie erleben die Kinder von Eltern mit Lernschwierigkeiten ihre Lebenssituation?
  • Wie nehmen sie professionelle Unterstützung wahr und welche Hinweise für Qualitätskriterien lassen sich daraus ableiten?

Im Rahmen des Modellprojektes wurden fünf erwachsene Personen, deren Eltern man eine geistige Behinderung zuschreibt, in einem narrativen Interview retrospektiv befragt. Die Daten wurden rekonstruktiv ausgewertet und die Ergebnisse im Sammelband „Begleitete Elternschaft in den Spannungsfeldern pädagogischer Unterstützung“  aufgegriffen. Einen Überblick über den Forschungsstand und wesentliche Erkenntnisse können Sie auch hier nachlesen.

Der Beitrag „Die ambivalente Rolle professioneller pädagogischer Unterstützung der Kinder von Eltern, denen man eine geistige Behinderung zuschreibt“ ist in der von der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ herausgegebenen Fachzeitschrift FORUM Jugendhilfe, Heft 4/2020 erschienen. Die Fachzeitschrift kann über den Online-Shop der AGJ unter shop.agj.de bezogen werden.

Perspektiven professioneller Akteur*innen

Die Begleitung von Eltern mit Lernschwierigkeiten verbindet sich mit komplexen Herausforderungen für unterschiedliche professionelle Akteure, weshalb auch deren Perspektiven im Rahmen der Begleitforschung Raum gegeben werden sollte.

  • Welche organisationalen Routinen, Einstellungen und Handlungsmuster lassen sich rekonstruieren?
  • Welche Chancen und Risiken werden unter den bestehenden Rahmenbedingungen wahrgenommen?
  • Worin liegen hemmende und fördernde Aspekte für die Zusammenarbeit und was benötigen die unterschiedlichen Akteur*innen aus ihrer Sicht, um passende, wohnortnahe Unterstützung anbieten zu können?

In vier Gruppendiskussionen in verschiedenen Regionen in NRW erhielten die im Kontext Begleiteter Elternschaft relevanten unterschiedlichen professionellen Akteur*innen Gelegenheit, in einen Austausch zu kommen. Die Ergebnisse geben sowohl Hinweise für strukturellen als auch fachlichen Weiterentwicklungsbedarf.

PDF „Ergebnisse der Gruppendiskussionen“

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Die Begleitung von Eltern mit Lernschwierigkeiten verbindet sich mit unterschiedlichen Herausforderungen für die pädagogischen Fachkräfte und erfordert eine reflektierte Auseinandersetzung mit der eigenen professionellen Haltung. Die aus den Erhebungen im Modellprojekt rekonstruierten pädagogischen Spannungsfelder werden in folgendem Fachartikel diskutiert.

Der Beitrag „Die Balance halten! Pädagogische Spannungsfelder bei der professionellen Begleitung von Eltern mit Lernschwierigkeiten“ ist in der von der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ herausgegebenen Fachzeitschrift FORUM Jugendhilfe, Heft 3/2019 erschienen. Die Fachzeitschrift kann über den Online-Shop der AGJ unter shop.agj.de bezogen werden.

Um auch die Erfahrungen und Perspektiven derjenigen, die Familien unmittelbar begleiten, zu berücksichtigen wurden mit vier Fachkräften aus dem Bereich der ambulanten Unterstützung problemzentrierte Interviews durchgeführt und ausgewertet. Ziel der Erhebung war zu untersuchen, welche Herausforderungen pädagogische Fachkräfte bei der Unterstützung und Begleitung von Eltern mit Lernschwierigkeiten und ihren Kindern wahrnehmen und wie sie mit diesen umgehen. Die Ergebnisse wurden in einer eigenen Publikation veröffentlicht. Diese können Sie auch über den untenstehenden Link in der Print-Version kostengünstig beziehen.

Im Rahmen einer mit dem Modellprojekt verknüpften Masterarbeit wurden zudem Fachkräfte in Eltern-Kind-Einrichtungen befragt. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Frage, wie Professionalität in der Begleiteten Elternschaft aussieht.

Die Ergebnisse beider Untersuchungen finden Einklang in einen Fachartikel im Sammelband „Begleitete Elternschaft in den Spannungsfeldern pädagogischer Unterstützung“.

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Angebote und Prozesse gestalten

Damit sich die professionelle Unterstützung für Eltern in einer Region weiterentwickeln kann, ist es von entscheidender Bedeutung, dass unterschiedliche Akteur*innen in verschiedenen Handlungsfeldern zusammenarbeiten. Aus der wissenschaftlichen Begleitung der Pilotierung des Rahmenkonzeptes in zwei Regionen in NRW, die als formative Evaluation angelegt war, wurden dabei Hinweise für förderliche Rahmenbedingungen solch umfassender regionaler Kooperationsprozesse gewonnen.

Durch eine NRW-weite Online-Befragung wurde eine aktuelle Übersicht unter dem Menüpunkt „Angebote in NRW“ über vorhandene Unterstützungsangebote für (werdende) Eltern mit Behinderungen gewonnen. Darüber hinaus wurden Einschätzungen zur Verfügbarkeit regionaler Angebote, zu der Wahrnehmung von Kooperationsbeziehungen und zum regionalen Veränderungsbedarf erfragt.

PDF „Ergebnisse der Umfrage“

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Literaturhinweise

Nach wie vor gibt es verhältnismäßig wenig Literatur und Studien, die sich gezielt mit der Elternschaft von Menschen mit Lernschwierigkeiten auseinandersetzen. Einen Überblick über wichtige und in unseren Augen empfehlenswerte Publikationen erhalten Sie im Rahmen der Literaturliste.
Sie enthält sowohl eine Übersicht über die Veröffentlichungen im Rahmen des Modellprojektes als auch eine Auflistung relevanter deutsch- und englischsprachiger Literatur.

Die Ergebnisse der Begleitforschung sind außerdem in die projektbezogenen Fachartikel im Sammelband „Begleitete Elternschaft in den Spannungsfeldern pädagogischer Unterstützung“ eingeflossen, der beim BELTZ-Verlag erschienen ist.